
Dialekte, Mundart und Redensarten sind einzigartig, sie gehören zum kulturellen Erbe von Regionen ebenso dazu wie Kulinarik und Kulturstätten. Unsere Hohenloher Mundart ist aber etwas ganz Besonderes – geradezu eine Geheimsprache. Und: Das Hohenlohische hat noch viel mehr zu bieten als den bekannten „schwäbischen Gruß“, den Götz von Berlichingen im Jahr 1516 angeblich einem Amtmann an den Kopf warf.
Nicht ohne Grund bieten wir unseren Gästen „Übersetzungshilfen“, beispielsweise den Mundartweg in Forchtenberg. Die zweisprachigen Schilder auf der circa 5 km langen Strecke führen von der Forchtenberger Kocherbrücke bis vor die Tore des Heimatmuseums in der Ernsbacher Pachthofscheuer. Es sind übrigens auch schon waschechte Hohenloher vor den amüsanten Texttafeln gesichtet worden im Bemühen, Sätze wie diesen zu entziffern: „Hedda se sällwichsmool d´Lait in Baawl jedd sou iwwrzwärch uffgfiahrd, hedda m´r alle minnander aa Schbrooch – un aans kennds andar verschdeen.“ Na, verstanden?
Nun bitte weiter in das schöne Herrenhaus in Buchenbach. Neben einem Besuch der Ausstellung „Natur, Kultur und Mensch“ können Sie hier nämlich Ihre bisher gewonnenen Kenntnisse gleich einem „Hohenlohe-Sprachtest“ unterziehen.
Noch mehr Vertiefung gibt’s bei den Konzerten der MundArt-Band Annâweech: Fünf Musiker aus dem Hohenloher Kochertal drücken Hohenloher Lebensgefühl in launigen, fröhlichen, aber auch nachdenklich-ironischen Mundarttexten aus. Das Ganze verpackt in verschiedenen Musikrichtungen von Ballade, Blues, Rock bis hin zum Volkslied. Vielleicht sagen Sie nach einem Konzert dann auch: „Hohenlohe, ich môôch de! (Ich liebe dich, Hohenlohe!)
Spätestens jetzt müsste Ihnen die Hohenloher Mundart so vertraut sein, dass auch die passende Urlaubslektüre nicht mehr an der Sprachbarriere halt macht. Hier halten der Crailsheimer Baier Verlag und der Silberburg-Verlag eine spannende Lektüre-Auswahl bereit – beispielsweise die Geschichten und Gedichte aus Hohenlohe von Karl Mündlein oder den „Hohenloher Langenscheidt“ Ezz wär’s Dooch! von Eberhard Zanzinger. Vielleicht haben Sie ja auch das Glück, in einem Antiquariat oder auf dem Kirchberger Open-Air Büchermarkt ein Werk von Gudrun Hammel oder Walter Hampele zu entdecken. Unbedingt zugreifen bei solchen Buch-Preziosen und anschließend genussvoll in einem der schönen Altstadt-Cafés in aller Ruhe schmökern.
(Bild: Danke Annâweech für unser Beitragsbild – für diesen farbigen Hingucker machen wir gerne ein wenig Werbung für Euch!)
6 Kommentare
Tanja, Niederstetten says:
Jul 23, 2013
Autorin Inge Braune hat in den Fränkischen Nachrichten am 17. Juli einen wirklich schönen Beitrag über den Lyriker und Mundart-Dichter Gottlieb Haag aus Wildentierbach veröffentlicht, der eine gute Ergänzung zu Ihrem Beitrag oben ist (danke übrigens dafür!): http://www.fnweb.de/region/main-tauber/niederstetten-creglingen/mundart-ein-denkmal-gesetzt-1.1119614
Pirka Grönwaldt says:
Jul 31, 2013
Im Oktober 2013 veröffentlicht der Silberburg-Verlag ein weiteres Highlight der Hohenloher Mundart: In Karl Mündleins neuem Buch „Lass dr Zeit“ finden Sie eine Sammlung der hintersinnigsten, philosophischten und schlitzohrigsten Sprüche der Hohenloher Mundart.
http://www.silberburg.de/index.php?1285-Lass-dr-Zeit
Angelika Stieber says:
Dez 2, 2013
Alles schön und gut, die sprachliche Wirklichkeit in den hohenloher Dörfern ist inzwischen eine andere: verstanden wird der Dialekt zwar noch, aber im Alltag so gut wie nicht mehr gebraucht. Hier wird mal wieder den Touristen die Illusion einer „alten Welt“ demonstriert, die es so schon seit Jahren nicht mehr gibt – von wegen kulturelles Erbe !
Maria says:
Dez 3, 2013
Also bei uns in Niederstetten wird noch Dialekt gesprochen. Es sind hauptsächlich Ältere, aber ich höre es häufig auf der Straße, beim Arzt oder in Geschäften. Auch gibt es immer wieder Mundartveranstaltungen, und ein Verlag wie der Silberburgverlag würde doch keine Bücher in Mundart herausbringen, wenn es keine Abnehmer dafür gäbe. Würde mir eine Gruppe zur Belebung der hohelohischen Mundart wünschen, oder gibt es so was schon?
Julius Dittfurth says:
Jan 9, 2015
Ich mir auch! Ich bin deshalb seh häufig im Internet auf der suche nach Beiträgen in Hohenloisch. Überragend finde ich auf Youtube: Gerd Ferz https://www.youtube.com/watch?v=XP2H2ywttTE den Hohenloher Bürgermeister in Hohenloischen Englisch und die Hohenloher Schlitzohren: https://www.youtube.com/watch?v=3KBQyo8g6Lc
Pirka Grönwaldt says:
Jan 31, 2014
Neugierig geworden, wie das Hohenlohische so klingen kann und wie viele Aussprachemöglichkeiten allein das Wort „Eimer“ hat?
http://www.stimme.de/themen/live/Dialektkarte-So-klingt-der-Eimer-in-Hohenlohe;art131328,3001155